Von der Kunst zum Duft
Fasziniert von Kunst, Geschichte und Ästhetik, habe ich im Auktionswesen und Kunsthandel gearbeitet. Grafik, Malerei, Skulpturen, Möbel, die Bandbreite der Kreativität in der Kunst begeistert mich bis heute.
Der Zufall führte mich in die Parfumindustrie, ich bekam die Möglichkeit diese Kultur von Grund auf kennenzulernen. Ästhetik und Kunst und auch Geschichte waren die verbindenden Elemente, die mich in dieser völlig anderen Umgebung neugierig alles Wissen aufnehmen ließen.
In Grasse die Herstellungsprozesse von natürlichen Inhaltsstoffen zu beobachten, die Grundlagen der Parfumherstellung zu lernen, eröffnete mir eine völlig neue Welt. Bis heute habe ich den wunderbaren Duft von Eichenmoos in der Nase, der in den Fabrikationshallen dominierte. Erst später habe ich verstanden, welch Glück ich hatte, in diesen Zeiten in der Industrie begonnen zu haben. Heute gibt es diese Fabrik nicht mehr, im Zeitalter der Globalisierung hat sich auch die Parfumindustrie verändert, so wie die Düfte sich verändert haben. Ich erlaube mir den Luxus, in den guten alten Zeiten zu schwelgen.
Während meiner Tätigkeit in der Parfumindustrie, habe ich in Deutschland und Italien in allen relevanten Bereichen gearbeitet, im Labor, als Evaluatrice, als Marketing Manager und in der Kundenbetreuung als Sales Manager. Über die Jahre habe ich die Veränderungen im Parfummarkt beobachtet, die Demokratisierung der Luxusparfümerie, Segen und Fluch zugleich. Schön, dass die Feinparfumerie für jedermann zugänglich wurde, aber zugleich ging die Individualität verloren. Massenware führte natürlich zu größerem Preisdruck auf die Herstellung, Marketing ist teuer. Die größtmögliche Ausnutzung der Markennamen mit immer neuen teilweise abstrusen Varianten. Die gnadenlose Ausnutzung von erfolgreichen Duftneuerungen, nehmen wir das Beispiel der karamelligen Gourmandkonzepte, heute schrecken nicht einmal die ganz großen Namen davor zurück, erfolgreiche Duftkonzepte zu übernehmen. Aber vor allem die Veränderung der Düfte allgemein, die klassische Parfumstruktur mit Kopfnote, Herz- und Fond ist in den Hintergrund getreten. Düfte sind eher linear, der erste Eindruck soll bestehen bleiben und möglichst wochenlang haften.
Die Reglementierungen aus Brüssel leisten ein Übriges, so wichtig die Überprüfung auf eventuelle Gesundheitsgefährdung ist, bei der Verteufelung von z. B. Lavendel und Jasmin hört es meiner Ansicht nach auf. Jahrhundertelange Nutzung natürlicher Öle hat der Menschheit keinen Schaden zugefügt. Im Gegenteil der Nutzen für Körper und Seele ist wissenschaftlich untersucht und belegt.